Passages. Travels in Hyperspace [Pasajes. Viajes por el híper-espacio] ist eine Ausstellung, zusammengestellt aus den Beständen der Sammlung Thyssen-Bornemisza Art Contemporary und präsentiert 19 großformatige, installative Werke internationaler KünstlerInnen. Entgegen einer streng linearen Anordnung einzelner künstlerischer Positionen, entfaltet sich die Ausstellung als offener Parcours und eröffnet somit dem Besucher die Möglichkeit, den einzelnen Kunstwerken sprichwörtlich durch verschiedenste Herangehensweisen zu begegnen.
Geprägt durch den amerikanischen Kulturkritiker Frederic Jameson beschreibt der Begriff des Hyperspace eine räumliche Typologie, die auf der Basis perzeptueller und semiotischer Akzentverschiebungen sowohl visuelle als auch senso-motorische Wahrnehmung beeinflusst. Der öffentliche Raum, aber auch der Ausstellungsraum, folgt festgelegten Regeln und Parametern, um so den durch Konventionen geschulten Besucher, die Orientierung zu erleichtern. Die Veränderung dieser Regelwerke durch räumliche Reorganisation fördert eine gesteigerte Aufmerksamkeit, erzeugt die Notwendigkeit der Anpassung, bis hin zum Gefühl der Wahrnehmungsunschärfe, Ortlosigkeit und Desorientierung. Ebenso eröffnen sich auf diese Weise Möglichkeiten für Erfahrungen, die unser Verständnis und unsere Wahrnehmung von Dingzusammenhängen in Frage stellen und neu konstituieren. So soll sich der Besucher der Ausstellung auf die destabilisierende, raum-zeitliche Dimension zeitgenössischer Kunst einlassen und deren transformatorischer Qualitäten gewahr werden.
Jedes künstlerische Werk behauptet seinen Platz in der Ausstellung auf Grund seiner Fähigkeit, dass es die Art, wie wir die uns umgebende Welt betrachten, noch einmal auf uns selbst zu reflektieren vermag. Die Arbeiten drängen uns, den Begriff des Realen und unsere Beobachtung der Welt zu überprüfen; sie zu verstehen, ohne die geprägten Muster der Beurteilung anzuwenden, die zusammengefasst unsere Auffassungen und unseren Wahrnehmungshorizont ausmachen. Diese affektive und atmosphärische Ausrichtung der Ausstellungsexponate scheint kennzeichnend für eine Tendenz nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Medien- und Literaturtheorie, Architektur und Kulturforschung zu sein, „die in das komplexe Gewebe von Wahrnehmung /Affekt/Form/Kognition/Performanz und Medientechnik einzudringen versucht“ (Marie-Luise Angerer).
Sowohl einzeln als auch als im Ganzen gesehen, legen sie einen neuen Raster zum Verständnis und der Bezugnahme zu unserer Umwelt nahe: sie führen uns in eine affektive und erzählerische Dimension, in der Realität und Fiktion frei assoziiert nebeneinander existieren, ohne notwendiger Weise einen Widerspruch darzustellen. Beim Verlassen der Ausstellung – zurück in der Wirklichkeit – sollte dem Besucher, idealer Weise, das Gefühl begleiten neue Sinneseindrücke erfahren zu haben, durch die das Gewöhnliche verklärt erscheint und in einer bereicherten Wahrnehmung des Alltäglichen kulminiert.
Passages. Travels in HyperspaceWorks from the Thyssen-Bornemisza Art Contemporary Collection
Edited by Ana Botella Diez del Corral and Alexandra Hennig
LABoral Centro de Arte y Creación Industrial, Gijon – Asturias
Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln
With contributions by Peio Aguirre, Vincente Álvarez Areces, Rosina Gómez-Baeza, Francesca Thyssen-Bornemisza, Alanna Heiss, Pau Waelder, Benjamin Weil and Daniela Zyman
Artists: Ai Weiwei, Doug Aitken, Haluk Akakçe, Janet Cardiff & George Bures Miller, Maurizio Cattelan, Olafur Eliasson, Michael Elmgreen & Ingar Dragset, Florian Hecker, Jeppe Hein, Carsten Höller, Los Carpinteros, Ernesto Neto, Carsten Nicolai, Olaf Nicolai, Paul Pfeiffer, Sergio Prego, Pipilotti Rist, Monika Sosnowska, Cerith Wyn Evans
192 pages, English / Spanish
Graphic design: The Studio of Fernando Gutiérrez
€35.00
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Negrelli barge
Photo: Michael Strasser | TBA21