Figura cuncta videntis (the all-seeing eye) / Hommage an Christoph Schlingensief | 16. November 2010–16. April 16 2011 | TBA21, Wien

Christoph Schlingensief: Animatograph-Iceland-Edition. (House of Parliament/House of Obsession) Destroy Thingvellir, 2005.
Installation view: Figura cuncta videntis. TBA21, 2010. Photo: Michael Strasser
Ragnar Kjartansson
Nevin Aladağ
John Bock

Die Ausstellung Figura cuncta videntis zeigt eine Auswahl an elf performativen Installationen und Dokumentationen vergangener Projekte und Video-basierte Arbeiten, die sich einer Ästhetik des Performativen verschrieben haben, sowie einige neu kommissionierte oder wieder erschaffene Werke. Die Schau unterstreicht die prozesshafte, ephemere und dynamische Beschaffenheit ästhetischer Produktionen mit performativem Charakter, ebenso wie deren transformative Qualität, die im Verlauf einer raschen Wandlung von der Artikulation zur Deartikulation zutage tritt.

Als Live-Events sind Performances zeitlich begrenzt und vergänglich; vielfach entziehen sie sich der Transformation in autonome Kunstwerke. Sie existieren zwischen den ästhetischen Sphären von Kunst, Theater, Tanz und Film; Performer und Publikum; Fremd- und Selbstbetrachtung; innen und außen; realem und imaginärem Raum und definieren Kunst als temporäre Intervention innerhalb eines spezifischen räumlichen Zusammenhangs. Was bleibt, im Sinne eines Artefakts, ist dokumentarischer Natur (Zeichnungen, schriftliche Notizen, Aufnahmen, Relikte, Filme), hat räumlichen Charakter (Umgebungen, skulpturale Assemblagen) oder es sind Objekte, die unmittelbar aus der Aktion heraus entstanden sind.

Die zentrale Arbeit der Ausstellung ist Der Animatograph (Iceland Edition) von Christoph Schlingensief, entstanden 2005. Der deutsche Filmemacher, Künstler und Theaterregisseur starb im August 2010. Der Animatograph ist eine vielschichtige Installation, die den Blick als allsehendes Auge refiguriert und somit sowohl eine Metapher für die universale Ur-Narration als auch einen Apparat durch deren Navigation bereitstellt. Die Arbeit, die erstmals im Ausstellungsraum KlinK og BanK in Reykjavik, Island gezeigt wurde, ist der bedeutendste Korpus an Arbeiten Schlingensiefs; hier wird sie nun, als Hommage an den Künstler, zum ersten Mal in Österreich installiert. Der Titel der Ausstellung, Figura cuncta videntis, wurde Schlingensiefs umfassendem Repertoire an Aneignungen und Umdeutungen von Begriffen entlehnt: „Also wir sehen uns an und können den Blick nicht verlieren. Wir werden aber auch beobachtet. Also wer sieht eigentlich wen an, wenn wir vor dieser Ikone figura cuncta videntis stehen. Gleichzeitig? Die  Ikone starrt uns beide an, obwohl wir dachten, nur wir könnten ihrem Blick nicht mehr entweichen. Der Raum überprüft uns und nicht wir den Raum.” (CS)
künstler_innen
Christoph Schlingensief, Nevin Aladag, Palli Banine and Davíð Örn Halldórsson, John Bock, Chicks on Speed with Douglas Gordon, Anetta Mona Chişa and Lucia Tkácová, Japanther, Ragnar Kjartansson, Jonathan Meese, Dan Graham, Tony Oursler and Laurent P. Berger featuring Japanther and The Huber Marionettes, Gregor Schneider
 
Publikation
Figura cuncta videntis: the all-seeing eye.
Homage to Christoph Schlingensief

Herausgegeben von Eva Ebersberger and Daniela Zyman
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary 
Verlag der Buchhandlung Walther König

Texte von Gudrun Ankele, Aeneas Bastian, Diedrich Diederichsen, Francesca Thyssen-Bornemisza, Alexander Kluge, Susanne Pfeffer, Mirjam Schaub, Andreas Schlaegel, Christoph Schlingensief, A.L. Steiner, Markús Thór Andrésson, Raluca Voinea, Slavoj Zizek, Daniela Zyman

Englisch, 182 Seiten
Grafik: SCHIENERL D/AD
ISBN: 978-3-86560-938-0
€19.00
dauer
16. November 2010–16. April 2011
ort
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien
mit unterstützung von
Wiener Städtische Versicherungsverein