In past years Thyssen-Bornemisza Art Contemporary has acquired architectural objects as part of its collection of contemporary art, but more importantly it has also produced and supported full-scale architectural projects within the experimental parameters and settings of art-related productions. In the context of projects such as The Morning Line by aranda/lasch and Matthew Ritchie, Your black horizon Art Pavilion by David Adjaye and Olafur Eliasson, or R&Sie(n)’s concept for thegardenofearthlydelights, “architecture” has shifted from its proper place of production and reception, as well as from its status as heteronomous object. This conceptual shift not only represents an effect specific to the art context but also retraces the processes and production logics of a contemporary “visual industry” that penetrates and interweaves all aspects of today’s cultural production. Within this medial setting—which folds together production, distribution, and consumption— architectural objects have become figures of display and exchange value, as well as protagonists in the scenario of aesthetic experience. Having assumed a market-oriented and institutional status, they circulate within the economy of art-world discourse.
Die Ausstellung Transitory Objects beruht zunächst auf einem scheinbar einfachen Anliegen: architektonische Objekte mit ausgewählten Kunstwerken – teilweise stammen sie aus der Sammlung der Thyssen-Bornemisza Art Contemporary – zu präsentieren. Architektonische Objekte in die Nähe von „Kunst“ zu bringen oder ihnen durch entsprechende Techniken der Präsentation und Inszenierung die Erscheinungsweise von Kunstwerken zu verleihen, ist eine gängige Vorgangsweise im zeitgenössischen Ausstellungs- und Kulturbetrieb. Daraus ergeben sich jedoch konfliktreiche Bedingungen, die auch für diese Ausstellung gelten.
In den letzten Jahren hat TBA21 nicht nur architektonische Objekte erworben, sondern auch Architekturprojekte innerhalb der Bedingungen kunstfeldspezifischer Produktion gefördert und realisiert. Im Zusammenhang von Projekten wie The Morning Line von Matthew Ritchie und Aranda\Lasch und des Your black horizon Art Pavilion von David Adjaye und Olafur Eliasson oder des Entwurfs von R&Sie(n) für thegardenofearthlydelights erfuhr „Architektur“ eine Verschiebung ihres herkömmlichen Bereichs der Produktion, ihres Status als heteronomes Objekt sowie ihrer Rezeptionsbedingungen. Diese Verschiebung steht jedoch nicht ausschließlich für einen Effekt der Kunst. Sie zeichnet vielmehr die Verfahrensweisen und Produktionsbedingungen einer zeitgenössischen „visuellen Industrie“ nach, die sämtliche Bereiche heutiger kultureller Produktion durchwirkt und ineinander übergehen lässt. In diesem medialen Setting wurde somit das architektonische Objekt nicht nur zu einer Figur von Ausstellungs- und Tauschwert, sondern auch zu einem Protagonisten im Szenario ästhetischer Erfahrung einer marktorientierten und institutionellen Prägung. Als „ästhetisches Objekt“ solcher Art zirkuliert es in der Ökonomie des ästhetischen Diskurses und dessen Verwicklungen mit Logiken des Kunstbetriebs.
Damit drängen sich Fragen nach einem Verständnis von Begriffen wie „Autonomie/Heteronomie“ auf: nicht nur im Hinblick auf den Kontext- und Statuswechsel der architektonischen Objekte, vielmehr geht es im weiteren um eine Reflexion, Analyse und Verhandlung gesellschaftlicher Verhältnisse als Bedingungen und Voraussetzungen einer Produktion im relativ autonomen/heteronomen „Feld des Ästhetischen“. In Anbetracht der institutionellen und marktorientierten Rahmenbedingungen von Ausstellungen heute kann danach gefragt werden, wie Ökonomien der (Symbol)Wertschöpfung aus dem Ineinandergreifen von „Aufmerksamkeits“-, „Kunst“- und „Wissenmärkten“ resultieren. Transitory Objects möchte diese „experimentellen“ Bedingungen einer Verschiebung disziplinärer Begrenzungen und deren Möglichkeiten zur Kritik, aber auch ihre instrumentellen Effekte in den Blick nehmen.