Tactics of Invisibility
April 16–August 15, 2010 | TBA21, Vienna

Ayşe Erkmen – Ghost, 2010
Ausstellungsansicht : Tactics of Invisibility, TBA21, Wien 2010
Photo: Michael Strasser | TBA21
Nevin Aladağ
Kutluğ Ataman
Inci Eviner

Tactics of Invisibility (Strategien der Unsichtbarkeit) ist ein gemeinsames Projekt der Kunstinstitutionen Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien, ARTER, Istanbul und TANAS, Berlin, kuratiert von Emre Baykal und Daniela Zyman. Konzipiert als Überblicksausstellung, präsentiert das Projekt fünfzehn künstlerische Positionen aus der Türkei und ihrer Diaspora. Die Ausstellung, die in Wien, Istanbul und Berlin gezeigt wird, versucht mit dem über die Thematik der Schau entstehenden Diskurs sich mit den lokalen Kontexten auseinander zu setzten. So bespielt die Präsentation in Wien zusätzlich zu den Räumlichkeiten von TBA21 mit einer Plakatarbeit des Künstlerkollektivs Hafriyat den Außenraum in der Himmelpfortgasse und zeigt im KlausEngelhorn Depot in Ottakring eine Installation der Künstlerin Esra Ersen. Mit den Performances von Nasan Tur und Nevin Aladağ und neuen Arbeiten von Cevdet Erek, Ayşe Erkmen, Füsun Onur und xurban_collective entstehen weitere ort- und kontextspezifische Interventionen.

Die geladenen KünstlerInnen beziehen sich in unterschiedlicher Weise in ihren Arbeiten auf den Begriff der Unsichtbarkeit: als Abwesenheit und Taktik des Rückzugs, der Verweigerung, Tarnung und Maskierung, als Symptom des Verschwindens und als Residuen des Geisterhaften, als ein Mittel der Fokussierung auf andere Sinneserfahrungen.

In der Diskussion dieser künstlerischen Taktiken stehen die Potenziale des Nicht-Sichtbaren im Vordergrund sowie die Implikationen einer (freiwilligen oder symptomatischen) Ausgegrenztheit aus dem Regime des Sichtbaren. Dadurch reflektieren sie Fragen einer medial geregelten Bilderökonomie, in denen Sichtbarkeit als Mittel der Emanzipation ausgedient zu haben scheint und verweisen auf Erscheinungsformen eines attestierten „Einbruchs des Realen". Wie lässt sich Unsichtbarkeit als potentieller Raum verstehen, der es ermöglicht, außerhalb der Logik der Repräsentation zu handeln und damit Brüche und Zäsuren in einem vermeintlichen Sinnkontinuum zu erzeugen, in einer sich über Sichtbarkeit und Präsenz konstituierenden „Realität"? Die versuchsweise Suspension des herrschenden Bildregimes erlaubt, das Unsichtbare als eine ästhetische Strategie in den Blick zu nehmen und auf seine politischen Implikationen hin zu befragen.

Tactics of Invisibility zeigt Arbeiten von Sarkis, Füsun Onur und Ayşe Erkmen, deren frühe Werke und Praktiken den Weg geebnet haben für die Entwicklungen der 1990er Jahre, in denen Fragen von Multikulturalität, Identitätspolitiken, Migration und minoritärer Politik in den Vordergrund rückten. Das Werk von İnci Eviner, Kutluğ Ataman und Hale Tenger steht mit den Diskursen dieser Zeit in Verbindung, entwickelt diese jedoch in den aktuellen Arbeiten sehr spezifisch weiter. Ihre Projekte versuchen auf vielfältige Weise die Bedingungen der „Realität“ in Frage zu stellen, indem sie konzeptuelle Brüche erzeugen oder Bedeutungsstrukturen analytisch zerlegen und neu arrangieren, was sie mit den künstlerischen Positionen einer jüngeren Generation verbindet, von denen in der Ausstellung Cevdet Erek, Ali Kazma, Esra Ersen, Nilbar Güreş, Nasan Tur, Nevin Aladağ, Ahmet Öğüt, xurban_collective und das KünstlerInnenkollektiv Hafriyat vertreten sind.
 
dauer
16. April–15. August 2010
orte
Thyssen-Bornemisza Art Contemporary, Wien
16. April–15. August 2010
 
TANAS, Berlin
11. September 2010 –15. Jänner 2011
 
ARTER, Istanbul
9. April–5. Juni 2011
mit unterstützung von
Wiener Städtische Versicherungsverein