Gustinus Ambrosi


TBA21–Augarten befindet sich in einem Gebäudekomplex aus den 1950er-Jahren, der ursprünglich als als Künstleratelier entworfen wurde und Wohnung, Atelier und Museum des österreichischen Bildhauers Gustinus Ambrosi (1893–1975) beherbergte . Ein Teil des Gebäudes ist bis heute strikt monografisch der Präsentation des Werks von Gustinus Ambrosi überantwortet. Das Ambrosi-Museum grenzt an den TBA21 Ausstellungsort, steht aber unter der Verwaltungshoheit des Belvedere, das außerdem den dokumentarischen Nachlass des Künstlers mit hunderten von Fotos, Briefen und weiterem Material verwaltet. Dieser Nachlass ist in das exzellent organisierte wissenschaftliche Research Center des Belvedere integriert.

Während der TBA21–Augarten Eröffnungsausstellung Simon Starling in Kollaboration mit SUPERFLEX—Reprototypen, Triangulationen und Testverfahren präsentierte die Stiftung neu recherchierte Informationen zu Gustinus Ambrosi in seinem Museum. Es handelte sich um eine Auswahl von Aufzeichnungen, die in verschiedenen Archiven in Wien und Berlin gefunden wurden. Diese Auswahl war das Resultat einer laufenden Recherche und Investigation zum Leben und Werk des österreichischen Künstlers, die sich vor allem auf die Jahre 1938–45 konzentriert, um ein bisher eher schemenhaft aufgearbeitetes Kapitel seiner Biografie offenzulegen. Beginnend mit Ambrosis Antrag zur Parteimitgliedschaft bei der NSDAP vom Mai 1938, umfassen sie Kopien der Korrespondenz zwischen Ambrosi und seinen Auftraggebern in Berlin: Albert Speer und sein Büro in der Reichskanzlei, sowie die Bauleitung der geplanten Neuen Reichskanzlei in der Voßstraße, für deren Park Ambrosi beauftragt wurde, mehrere Figuren zu entwerfen. Die Aufträge datieren von 1938 und 1942. Im ersten Vertrag wurde die Ausführung eines Monumentalbrunnens mit überlebensgroßen Figuren von Orpheus und Eurydike, Diana, Bacchus, Venus und Narziss beschlossen. Der zweite Auftrag von 1942 und ebenfalls für den Park der Neuen Reichskanzlei betrifft die Jungfrau mit Kuh, von der heute nur Modelle und vorläufige Entwürfe existieren. Einige dieser Modelle und Entwürfe, Leihgaben des Belvedere und des Museums der Stadt Kitzbühel, wurden in der Ausstellung gezeigt. 
Die letzte Korrespondenz aus der Zeit des Dritten Reichs ist ein Brief Ambrosis von 1945, in dem er die Zerstörung seines Ateliers im Prater beschreibt, auf seine finanziellen Nöte eingeht und Speer um Hilfe bei der Unterhaltung seiner Lebenskosten und der seiner Kuh bittet, die er für den Skulpturenauftrag von 1942 erworben hatte. Ambrosis Selbstbeschreibung vom 4. Juli 1945 als „Gegner nationalsozialistischer Ideen“ in seiner „Bitte um Dispens von der Registrierungspflicht als Parteianwärter“ im Zuge der Registrierung der Nationalsozialisten aufgrund des Verbotsgesetzes vom 8. Mai 1945 war in der Ausstellung in seiner Gesamtheit wiedergegeben. Ambrosis Bitte wurde stattgegeben. Eine undatierte, handschriftliche Notiz nach 1945 von Ambrosi nimmt Stellung zu seiner Biographie seit 1938. 

In der Ausstellung war die komplette Sammlung der reproduzierten Dokumente zu sehen. Zusätzliche Informationen, im Speziellen der historische Abriss von Oliver Rathkolb, wurden in der begleitenden Broschüre veröffentlicht, welche im Augarten erhältlich ist oder HIER zum freien Download zur Verfügung steht.