Olafur Eliasson – Green light | Ein künstlerischer Workshop
12. März–29. Juli 2016 | TBA21–Augarten, Wien

Olafur Eliasson, Green Light, 2016
Photo: María del Pilar García Ayensa / Studio Olafur Eliasson
Olafur Eliasson
Green light
Exhibitions

Über den Zeitraum von vier Monaten, von März bis Juli, wurde TBA21–Augarten zu einem künstlerischen Workshop umgewandelt. Eine Gruppe von 35 Personen, die in den vergangenen Monaten im Zuge weitgreifender Migrationswellen in Österreich angekommen sind, lädt AusstellungsbesucherInnen zu einem Ort des gemeinsamen Handelns. Die aus Afghanistan, Syrien, Somalia, Tadschikistan, Nigeria und Irak stammenden TeilnehmerInnen nehmen als Mitglieder dieser temporären Gemeinschaft an der Herstellung einer unlimitierten Edition von Green light-Lampen, gestaltet von Olafur Eliasson, sowie an einer Plattform des gemeinsamen Lernens teil. Während ihres Aufenthaltes im Augarten, an vier Tagen der Woche, organisiert das Green light-Team seinen Tagesablauf selbst: Zum Programm gehören Produktion, Unterricht, gemeinschaftliche Aktivitäten und künstlerische Interventionen in Zusammenarbeit mit KünstlerInnen, KulturproduzentInnen, Hilfsorganisationen, Studierenden, Unterrichtenden, Sporttrainern und dem Publikum.
 
Von Eliasson als symbolisches grünes Licht für Flüchtlinge und MigrantInnen in Österreich und darüber hinaus konzipiert, zeugt Green light von der Handlungsfähigkeit zeitgenössischer Kunst und signalisiert ihr Potential, Prozesse gesellschaftlicher Veränderung zu initiieren. Green light antwortet auf gegenwärtige Unsicherheiten und Verunsicherungen, welche sowohl Flüchtlinge – die allzu oft in rechtlichen und politischen Schwebezuständen ausdauern – als auch alle europäischen Gesellschaften betreffen, die sie willkommen heißen. Durch die Schaffung eines gemeinschaftlichen Produktionsfelds entwirft Green light einen dynamischen sozialen Raum, der unterschiedliche Formen der Partizipation auszulösen vermag und  auch in anderen Standorten und Kontexten unterschiedliche Formen des Dialoges schaffen können. Dabei werden die Rollenverteilungen zwischen ProduzentIn und RezipientIn, PerformerIn und Publikum sowie Kunst und sozialer Handlung hinterfragt und neue Perspektiven auf das strittige Terrain zwischen Kunst und Gesellschaft als auch auf die Frage nach der Beschaffenheit von „Öffentlichkeit“ erprobt.

Olafur Eliasson dazu: „Green light ist eine Geste des Willkommens, die sich sowohl an Menschen richtet, die ihre Heimatländer aufgrund von Not und Instabilität verlassen mussten, als auch an die BürgerInnen, die sie willkom­men heißen. Das Projekt lädt die TeilnehmerInnen ein, in einem spielerischen, kreativen Prozess gemeinsam ein modulares Licht zu bauen und eine gemeinschaft­liche Umgebung zu schaffen, in der Unterschiede nicht nur akzep­tiert, sondern erwünscht sind. Ich hoffe, dass Green light auf einige der entstehenden Herausforderungen und Verantwortlichkeiten aufmerksam macht, die im Kontext der aktuellen Flüchtlingskrise in Europa und in der ganzen Welt entstehen.“

Die kristallinen Green light-Lampen sind polyedrische Objekte, die mit kleinen grünen Leuchtdioden ausgestattet sind. Überwiegend aus recycelten und nachhaltigen Materialien gefertigt, dienen die stapelbaren Module entweder einzeln als Lichtobjekt oder können zu einer Vielzahl modularer Konfigurationen zusammengesetzt werden. Im Ausstellungsraum des TBA21–Augarten formen die Green lights sodann eine stetig anwachsende Struktur, welche die Narrative ihrer Produktion in sich trägt.

Olafur Eliassons Projekt Green light  lenkt die Aufmerksamkeit auch auf einige der komplexen Probleme, die durch die internationale  Asylgesetzgebung verursacht werden. Solange Flüchtlingen kein Asyl in einem europäischen Land gewährt wurde, haben sie kein Recht auf freien Bildungszugang und dürfen ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen. Flüchtlinge ohne legalen Status in Österreich ist es nicht erlaubt, eine Entschädigung für Arbeit zu erhalten.
 
Als Ergebnis dieser Rechtslage nehmen die an Green light partizipierenden Flüchtlinge als Freiwillige an einem dreimonatigen künstlerischen Workshop sowie dem gemeinsamen Lernprogramm (Green light – Shared Learning) teil. Alle Erlöse aus dem Projekt unterstützen die Lernplattform Shared Learning sowie Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz Wien, Caritas und das Georg Danzer Haus.
ORT
TBA21–Augarten
Scherzergasse 1A, 1020 Wien
kuratiert von
Daniela Zyman
Boris Ondreička
Franziska Sophie Wildförster
projektpartner
Georg Danzer Haus, Wien
Caritas  
Rotes Kreuz, Wien
unterstützt von
Wiener Städtische Versicherung