15 Akte der Partizipation
7. April 2016, TBA21–Augarten

Photo: Sandro E.E. Zanzinger

15 Akte der Partizipation ist eine 12-stündige Veranstaltungsreihe, die Olafur Eliassons Green light – Ein künstlerischer Workshop sowohl inhaltlich begleitet als auch feierlich zelebriert. Diese Veranstaltung vereint Vortragende, KünstlerInnen, DenkerInnen und PerformerInnen zu einem vielfältigen Programm, das sich von Mittag bis Mitternacht im TBA21–Augarten erstreckt. Mit Olafur EliassonFrancesca Thyssen-BornemiszaAtif Akin, Gina Brandlmayr, Damian Christinger, Alexander Ehrmann, Paul Feigelfeld, Rasmus Nielsen/SUPERFLEX, Sandra Noeth, Ben Paine, Johannes Porsch, Andreas Roepstorff, Zavoloka, Daniela Zyman, MitarbeiterInnen des Studio Olafur Eliasson und den Green light PartizipientInnen.  
 
Während des dreimonatigen Green light Projekts beteiligen sich TeilnehmerInnen und BesucherInnen an Shared Learning, einem multidirektionalen, sich wöchentlich neu gestaltenden Programm kreativer Aktivitäten und kritischer Diskurse im TBA21–Augarten.
Akt 1: 12 Uhr
Olafur Eliasson and Francesca Thyssen-Bornemisza: Begrüßung und Aufbau von Green light als kollaborativer Akt
 
MitarbeiterInnen des Studio Olafur Eliasson sowie die Green light PartizipientInnen demonstrieren den Zusammenbau der Lampen. Anschließend gestaltet Olafur Eliasson in einem kollaborativen Akt mit den BesucherInnen ein skulpturales Ensemble aus den Green light Modulen.
 
Filmvorführung: 13–17 Uhr
Neil Beloufa: Kempinski

In Kempinski (2007, 14 Min., engl.) erforscht der Künstler Neil Beloufa Ideen für die Zukunft durch eine Reihe von Interviews, die er in der Peripherie von Malis Hauptstadt Bamako führte. Während seine nächtlichen Gesprächspartner inmitten üppiger Pflanzen oder neben Tierherden stehen und dramatisch durch Neonlampen ausgeleuchtet sind, spekulieren sie über die Möglichkeiten, die vor ihnen liegen und erzählen von Träumen wie als einziger Mensch unter hunderten Ochsen zu leben, von sprechenden Autos und mobile Häusern.
 
Akt 2: 13 Uhr
Zeugnisse und Erinnerungen
 
Der Workshop Memory and Mobility: On What It Means to Get Up and Go von Shuddhabrata Sengupta / Raqs Media Collective mit den Green light TeilnehmerInnen eröffnete das Projekt Green light – Shared Learning. Die Ergebnisse dieses zweitägigen Workshops um die Erforschung von Erinnerung, Mobilität und die Migration von Träumen, Ideen und Geschichten werden hier von den PartizipientInnen vorgestellt.
 
Akt 3: 14 Uhr
Gemeinschaftliches Mittagessen – gestaltet und bereitet von den Green light PartizipientInnen
 
Zwei Akte des gemeinschaftlichen Essens werden als partizipatorische Prozesse zwischen den Green light TeilnehmerInnen und den BesucherInnen inszeniert, geleitet von Alexander Ehrmann, experimenteller Apotheker der Saint Charles Apotheke in Wien, und dem kulinarischen Freigeist Gina Brandlmayr.
 
Akt 4: 15:30 Uhr
Johannes Porsch & Green light TeilnehmerInnen: What Acts Upon Us When We Are Acting?
 
Dieser Akt ist Teil von Johannes Porschs 10-wöchigem Seminar, das sich mit dem theatralen Handlungsort vor der Aufführung auseinandersetzt, der Probe eines Stücks, das noch nicht geschrieben ist, sondern im Probenprozess entsteht. Wie fängt das an: gemeinsam Handeln? Wie geht „anfangen”? Was spielt in einen sich entfaltenden Anfang hinein?
 
Akt 5: 16 Uhr
Ben Paine: Öffentliche Partizipation in Krisen – Mitgefühl mit Weisheit anwenden
 
Inspiriert von Erfahrungen in Afrika, Asien und dem Mittleren Osten spricht Ben Paine von der humanitären NGO Medair über den (un-)klugen Einsatz von Mitgefühl und Großzügigkeit und dem Vermeiden von Gefahren sowie über den sinnvollen Nutzen von Trends und Technologien.
 
Akt 6: 16:30 Uhr
Green light Fußballturnier
 
TBA21 und das Green light Team laden zu einem gemeinschaftlichen Fußballmatch im Augarten ein. Bitte melden Sie sich an bei augarten@tba21.org

Filmvorführung: 17–22 Uhr
SUPERFLEX: Kwassa Kwassa

Kwassa Kwassa (2015, 18:50 Min., engl.) dokumentiert die aktuelle politische Situation auf den zwischen Mosambik und Madagaskar gelegenen Komoren Inseln. Der Film porträtiert einen Schiffsbauer auf der Insel Anjouan, dessen Boote zum Fischen und für den Transport von MigrantInnen zu der benachbarten Insel Mayotte benutzt werden, einem französischen Überseeterritorium, das seit kurzem ein Gebiet in äußerster Randlage der EU markiert.

Akt 7: 17 Uhr
Damian Christinger: Eye to Eye – Paulo Freires Vermächtnis im Kontext von Shared Learning
 
Der kritischen Pädagogik des sagenumwobenen brasilianischen Erziehers Paulo Freire folgend, diskutiert der Schweizer Kurator Damian Christinger Freires „Pädagogik der Unterdrückten“ und dessen Konzept von „Bildung als Praxis der Freiheit“, die Freire zur Zeit der Diktaturen in Lateinamerika in den 1960er Jahren entwickelt hatte. Christinger fragt, wie sich diese Ansätze in einer demokratisch, europäischen Gegenwart implementieren lassen und diskutiert diese Ideen und deren praktische Relevanz im Gespräch mit den Green light TeilnehmerInnen Kelvin Osazuwa und Milad Amiry.

Akt 8: 17:30 Uhr
Atif Akin: Über Modularität und Codes im Kontext von Mobilität
 
Der Künstler, Designer und Kurator Atif Akin reflektiert mit Blick auf eine Reihe diverser Praktiken über die zeitgenössische Verfasstheit von Mobilität und betrachtet diesen aus der Perspektive von Architektur, Museologie, Genealogie, Genetik und Kodierung. In Hinblick auf Ihre raum-zeitliche Besonderheiten, wird hier der Versuch unternommen, ein Rahmenwerk für zeitgenössische Kunst zu schaffen, der dazu verwendet werden kann, gegenwärtige Sichtweisen zu re-evaluieren und hin zu einem Verständnis von Anti-Krise zu verlagern.
 
Intermezzo: 18 Uhr
Olafur Eliasson: Baroque Baroque Katalogpräsentation und -signieren

Akt 9: 18 Uhr
Sandra Noeth: Bodies of Evidence 
 
Die Dramaturgin und Theoretikerin Sandra Noeth präsentiert Bodies of Evidence. „Grenzen sind viele Dinge. Materiell, architektonisch, konstruiert, symbolisch, gefühlt, fiktional und erinnert, verkörpert, gelebt, immer schon dagewesen – immer zu erwarten. Und dennoch: Es beginnt immer mit dem Körper.“
Akt 10: 18:30 Uhr
Olafur Eliasson und Andreas Roepstorff: Im Gespräch
 
Olafur Eliasson und der Anthropologe und Wissenschaftler Andreas Roepstorff sprechen über die sozialen Bedingungen der Gegenwart und untersuchen die Green light Plattform als experimentelle Form und Ort, um neue Räume menschlicher Interaktion zu schaffen.
 
Akt 11: 19 Uhr
Rasmus Nielsen/SUPERFLEX: Rock the Boat
 
War Zeus der erste Menschenschmuggler? Und wo wären wir heute, wenn die Grenzpolizei seine erste Passagierin Europa abgefangen hätte, die aus dem heutigen Libanon kam und schließlich auf der griechischen Insel Kreta strandete? Warum müssen wir überhaupt bis zum Indischen Ozean reisen – wie in Kwassa Kwassa, dem neuesten Film von SUPERFLEX, der im Filmraum gezeigt wird – um dieser Frage nachzugehen? Klare und seekranke Antworten in der Form von Worten und bewegten Bildern gibt Rasmus Nielsen von SUPERFLEX.
Akt 12: 19:30 Uhr
Olafur Eliasson und Francesca Thyssen-Bornemisza: Der Wille zu handeln ist eine erneuerbare Ressource!
 
Olafur Eliasson und Francesca Thyssen-Bornemisza sprechen vor dem Hintergrund von TBA21s Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit und dem Green light Projekt  über die Möglichkeiten von Kunst und KünstlerInnen, auf ökologische und soziale Aspekte zu antworten und auf aktuelle politische Bemühungen und den Zustand der Umwelt aufmerksam zu machen.
Akt 13: 20:30 Uhr
Gemeinsames Abendessen
 
Der zweite Akt des gemeinschaftlichen Essens – Orientalisches und Lokales, angeboten an diversen kulinarischen Ständen, orchestriert von Alexander Ehrmann und Gina Brandlmayr.

Akt 14: 21:30 Uhr
Paul Feigelfeld: Wessen Krise? / Refugee Phrasebook
 
Der Medientheoretiker und Kurator Paul Feigelfeld diskutiert angesichts der gängigen Krisenrhetorik das Refugee Phrasebook, ein offenes und kollaboratives Projekt, das Flüchtlingen, HelferInnen und Zivilisten allerorts wichtige Vokabel bereitstellt. Die Materialien können an lokale Bedürfnisse angepasst und lizenzfrei verteilt werden, um die Kommunikation zwischen allen Beteiligten zu fördern.
Akt 15: 22 Uhr
Zavoloka: Euromaidan Revolution 
 
Die Soundkünstlerin Zavoloka spielt ein Liveset von ihrem Album Volya, das ihrer ukrainischen Heimat gewidmet ist. Das Wort Volya bedeutet Freiheit und Wille. Inspiriert von der ukrainischen Winterrevolution (2014/15) basiert das Set auf Außenaufnahmen metallischer Rhythmen tobender Straßen, dem Klang brennender Polizeiautos, Explosionen von Gasgranaten und einer Sinfonie von Molotow-Cocktails.