Vorträge


Internationale und lokale Vortragende erforschen mit verschiedenen Hintergründen und Fachkenntnissen in der künstlerischen und institutionellen Praxis oder kritischen Theorie sozio- und geopolitische, sowie kulturelle Aspekte der Migration. Schlüsselfragen sind die Zustände des Übergangs, global und innerhalb der ankommenden Gesellschaften, die Bildung neuer Gemeinden und wie die Kunst und ihre Institutionen, wie etwa das Green light Projekt, im Bezug auf diese Herausforderungen der heutigen Zeit reflektieren und handlungsfähig agieren können.
 
Mit Mária Hlavajová, Mary Kreutzer & Leila Hadj Abdou, Ahmet Ögüt, Shuddhabrata Sengupta / Raqs Media Collective

Shuddhabrata Sengupta
Dienstag, 15. März 2016

Einführung in Raqs Methodik: How to Think with Agility in a Turbulent World (Wie man in einer turbulenten Welt mit Beweglichkeit denkt)
 
Dieser Abend mit Shuddhabrata Sengupta greift Anregungen aus dem Workshop mit den Green light TeilnehmerInnen auf und bietet einen Einblick in die Methodologien von Raqs Media Collective: wie sich mit Agilität in einer zunehmend turbulenten Welt denken lässt – eine Kontextualisierung ihrer Arbeiten, die eine Vielfalt von künstlerischen Formaten mit Fokus auf Möglichkeiten der Handlung und Kollektivität.
 
Raqs Media Collective wurde 1992 von Jeebesh Bagchi, Monica Narula und Shuddhabrata Sengupta in Neu-Delhi gegründet und nimmt gerne eine Vielzahl unterschiedlicher Rollen, häufig als Künstler, gelegentlich auch als Kuratoren oder philosophische Agents Provocateurs auftretend, ein. Neben zeitgenössischer Kunst haben sie Filme produziert, Ausstellungen kuratiert, Bücher herausgegeben, Events veranstaltet, mit Architekten, Programmierern, Schriftstellern und Theaterdirektoren kollaboriert als auch Prozesse initiiert, die tiefgreifende Auswirkungen auf die zeitgenössische Kultur in Indien hatten.

David Rych
Border Act: Präsentation und Künstlergespräch
Mittwoch, 13. April 2016
18 Uhr

Die Präsentation und das anschließende gespräch mit David Rych und Green light TeilnehmerInnen stellen das Projekt Border Act vor, das Flüchtlinge im fiktionalen Rahmen von Improvisationstheater auf den Umgang mit Behörden vorbereitet. Unter anderem geht es darum, Prozesse sichtbar zu machen, die in der Regel hinter verschlossenen Türen stattfinden und somit keine Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit erreichen. Wo die Inszenierung mit der persönlichen Haltung und der jeweiligen Geschichte der Protagonisten einhergeht und damit reale Umstände verhandelt, öffnet sich ein neuer Raum kritischer Gegenwartsbefragung, durch die gegebene Verhältnisse zwischen Politik, Medien und Öffentlichkeit behandelt werden.
 
Der österreichische Künstler David Rych lebt und arbeitet in Berlin. Ein fortlaufendes Thema seiner Arbeit ist die Konstruktion und Repräsentation von Identität. Seine Projekte, Videos und Filme beschäftigen sich mit Fragen des kulturellen, sozialen und politischen Wandels als Hintergrund ästhetischer Entscheidungen. Oft in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und Künstlerinnen, mit Dokumentarfilm und  der Zusammenstellung von Bewegtbildarchiven, untersucht seine Praxis verschiedene Ansätze, die sich zum größten Teil mit der Produktion von Wissen in Bezug auf kollektive Identitäten, persönlichen und offiziellen Narrativen der Geschichte und ihrer visuellen Repräsentation auseinandersetzen.

Mary Kreutzer& Leila Hadj Abdou
Gezwungen zu gehen und hier zu bleiben
Freitag, 29. April 2016

18 Uhr
 
Der anhaltende Zustrom von MigrantInnen und AsylwerberInnen nach Europa wird weitgehend als eine der größten Herausforderungen wahrgenommen, mit der sich der Kontinent heute konfrontiert sieht. Die europäische Antwort unterliegt jedoch einigen Fehlvorstellungen über die Beweggründe flüchtender Menschen und den Herausforderungen, denen diese bei ihrer Ankunft in Europa gegenüberstehen. Dieser Vortrag konzentriert sich auf die Situation von Flüchtlingen in Syrien, dem Irak und der Türkei und untersucht die Gründe, warum so viele Menschen nach Europa kommen. Kreutzer und Hadj Abdou beschäftigen sich außerdem mit der Frage, wie es nach dem Moment der Ankunft und der Navigation durch die neue Umgebung in Österreich weitergeht.

Mary Kreutzer ist seit 2009 Leiterin von Missing Link, der Abteilung für Integration und Gemeinwesen (Asyl und Integration) der Caritas Wien. Sie ist Politikwissenschaftlerin und hat zu den Schwerpunkten Antisemitismus, Migration und Flüchtlinge publiziert. Sie ist Obfrau der Organisation Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit (LeEZA), die in Syrien, im Irak und in der Türkei Frauenprojekte durchführt und Redakteurin der Menschenrechtszeitschrift liga der Österreichischen Liga für Menschenrechte. Seit 2009 unterrichtet sie an der FH Dornbirn zum Thema Migration.

Leila Hadj Abdou ist Projektmanagerin des Pojekts Commit, einem Patenschaftsprogramm für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge der Caritas Wien (www.caritas-commit.at). Sie ist Expertin für internationale Migrationspolitik und die Verwaltung ethno-kultureller Diversitäten. Vor ihrer Tätigkeit bei der Caritas, war Hadj-Abdou wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Politikwissenschaft an der Universität in Sheffield (UK). Sie hielt ebenfalls Stellen an der School of Advanced International Studies (SAIS) in Washington D.C. und der Universität Wien. Sie war Gastforscherin am University College Dublin, dem CNRS in Paris und am Institut für Höhere Studien in Wien. Sie absolvierte ihren Ph.D. am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz. 

Ahmet Ögüt
Sonntag, 8. Mai 2016
17 Uhr
 
Ahmet Ögüt und die Green light TeilnehmerInnen stellen die Ergebnisse ihrer zweitägigen Recherche über alternative Lern- und Lehrmodelle sowie Bildungsmöglichkeiten im Kontext der Silent University, einem Langzeitprojekt, das von dem Künstler initiiert wurde, vor. The Silent University ist eine autonome, solidaritäts-basierte Plattform für Wissensaustausch für Flüchtlinge, AsylwerberInnen und MigrantenInnen, die ihr berufliches Leben oder akademische Ausbildung in ihren Heimatländern aufgeben mussten und ihre Fähigkeiten in ihren aktuellen Umgebungen aufgrund ihres (legalen oder anderen) Status nicht ausführen können. The Silent University stellt eine Plattform für Wissenstransfer bereit, die in bürokratische legale Strukturen, die Möglichkeiten des intellektuellen Austausches limitieren, zuweilen umgeht.
 
Ahmet Ögüt wurde 1981 in Silvan, Diyarbakir in der Türkei geboren und lebt und arbeitet in Amsterdam und Berlin. Seine Arbeit adressiert komplexe Themen wie Krieg, soziale Bräuche und politische Handlungsmacht, wobei der Künstler oft Humor einsetzt. Ögüts Arbeit manifestiert sich in Installationen und performativen oder partizipatorischen Interventionen und Aktionen. 

Mária Hlavajová
How To Be Together Otherwise
Freitag, 13. Mai 2016

18 Uhr

In ihrem Vortrag "How To Be Together Otherwise" untersucht Mária Hlavajová Kunst als Raum des Imaginativen, des Verhandelns und wie Kunst Formen von “anderweitig zusammen zu sein” ermöglicht.  Ausgehend von einer tiefen Sorge um den gegenwärtigen Moment, schlägt “anderweitig zusammen sein” eine Assemblage sozial gerechter Beziehungen vor und entwirft eine Alternative, die gleichermaßen sozial und ökologisch ist. Dies bedingt, gegen das Erbe der westlichen Moderne ihre Manifestationen durch Infrastrukturen der Kunst – Museen, Kunstakademien, Kunstmarkt – zu arbeiten, das tief verhaftet in einem kolonialen, imperialistischen, kapitalistischen Vermächtnis ist. Anhand konkreter Positionen, die aus Porjekten wie FORMER WEST (2008–2016), Future Vocabularies (2014–fortlaufend), and New World Academy (2013–fortlaufend) resultieren, spürt sie Ideen eines „ehemaligen Westens“ sowie von „human-inhuman-posthuman“ nach. 

Mária Hlavajová ist Kuratorin, Gründerin und künstlerischer Leiterin des BAK, basis voor actuele kunst, Utrecht (seit 2000) sowie künstlerische Leiterin des FORMER WEST (2008–16). Zusammen mit Kathrin Rhomberg ist sie Gründungsdirektorin  des Netzwerks transit, eine Stiftung zum kulturellen Austausch und der Entwicklung der künstlerischen Praxis in Österreich, der Tschechischen Republik, Ungarn, Rumänien und der Slowakei. Sie hat mehrere Ausstellungen kuratiert, sowohl bei BAK und in verschiedenen anderen Institutionen und hat außerdem den Roma Pavillon auf der 54. Biennale in Venedig ausgerichtet. Sie schreibt für eine kritischen Leserschaft und verschiedene Zeitschriften und hält regelmäßig Vorträge über zeitgenössische Kunst.