Seminare und künstlerische Interventionen


Die diskursiven oder künstlerischen zweitägigen Seminare setzen sich mit einer Vielzahl von Perspektiven auf Migration, Staatsbürgerschaft, Staatenlosigkeit, Ankunft,  Erinnerung und vielfältigen Facetten von Zugehörigkeit auseinander. Dabei spezifisch die Schnittstelle zwischen künstlerischer Praxis und experimentellen institutionellen Formate adressierend, fördern diese Seminare die aktive Teilnahme und Diskussion und legen fehlendes Wissen und verborgene Aspekte des gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Klimas sowie persönliche Erzählungen offen. Die Teilnahme an den Seminaren ist auf Green light Teammitglieder begrenzt. Wenn Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte bei augarten@tba21.org an. Mit Ahmet Ögüt (The Silent University) und Displaced und Geschichte(n) der Migration

Zusätzlich zu den Seminaren, werden KünstlerInnen eingeladen, forschungsbasierte und prozessorientierte Interventionen mit TeilnehmerInnen vor Ort bei TBA21–Augarten zu choreographieren. Diese intimen, prozessualen Werke entfalten sich über mehrere Tage und basieren auf dem Vertrauen an das transformatorische Potenzial kollektiver und verkörperter künstlerischer Produktion. Die Teilnahme an den Interventionen ist auf Green light Teammitglieder begrenzt. Wenn Sie teilnehmen möchten,  melden Sie sich bitte bei augarten@tba21.org an. Mit Johannes Porsch, Tarek Atoui, Mario García Torres, David Rych and Shuddhabrata Sengupta / Raqs Media Collective

 
Shuddhabrata Sengupta / Raqs Media Collective
Memory and Mobility: On What it Means to Get up and Go
14.–15. März 2016

Intervention

Jede/r der eine Nachbarschaft, eine Dorfgemeinschaft, eine Stadt oder ein Land hinter sich lässt, trägt den Ort, den er oder sie verlassen hat, mit sich hinaus in die Welt.  Erinnerung wird in der Heimatlosigkeit selbst zu einer Art Zuhause. In diesem Workshop über Erinnerung und Mobilität interagieren die PartizipientInnen von Green light mit den Arbeiten des Raqs Media Collective, die sich mit den Themen der Erinnerung sowie der Mobilität und Migration von Träumen, Ideen, Geschichten und Vorstellungen, befassen. Die TeilnehmerInnen arbeiten mit Papier, gefundenen Objekten, mit Bildern, Sound, Musik, Konversation und Sprache, um bewegliche Welten zu erzeugen, die bei der Übersetzung mitgetragen werden.
 
Das Raqs Media Collective wurde 1992 in Neu-Delhi von Jeebesh Bagchi, Monica Narula und Shuddhabrata Sengupta gegründet. Es lebt gerne eine Vielzahl von Rollen aus. Sie erscheinen oft als Künstler, gelegentlich als Kuratoren, manchmal als philosophische Provokateure. Sie machen zeitgenössische Kunst, haben Filme gemacht, kuratierten Ausstellungen, haben Bücher herausgegeben, Bühnenveranstaltungen gemacht, mit Architekten, Programmierern, Autoren und Theaterregisseuren zusammengearbeitet, und haben Prozesse, die tiefe Auswirkungen auf die zeitgenössische Kultur in Indien hinterlassen haben, gegründet.
 
David Rych
Border Act
12.–13. April 2016

Intervention

Im Rahmen des zweitägigen Workshops von David Rych transformieren die Green light TeilnehmerInnen in Zusammenspiel mit einer Improvisationstrainerin ungewisse Zustände des Wartens in eine produktive Handlung. In der Inszenierung von Befragungssituationen und disziplinärer Unterordnung durch Autoritäten, werden zugleich die Produktion des “Anderen”, Ideen von “Integration” sowie Unterschiede zwischen Wahrheit und Performance hinterfragt.

Der österreichische Künstler David Rych lebt und arbeitet in Berlin. Ein fortlaufendes Thema seiner Arbeit ist die Konstruktion und Repräsentation von Identität. Seine Projekte, Videos und Filme beschäftigen sich mit Fragen des kulturellen, sozialen und politischen Wandels als Hintergrund ästhetischer Entscheidungen. Oft in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und Künstlerinnen, mit Dokumentarfilm und  der Zusammenstellung von Bewegtbildarchiven, untersucht seine Praxis verschiedene Ansätze, die sich zum größten Teil mit der Produktion von Wissen in Bezug auf kollektive Identitäten, persönlichen und offiziellen Narrativen der Geschichte und ihrer visuellen Repräsentation auseinandersetzen.

Mario García Torres
16.-17. April 2016


Im Anschluss an Green light wird im Juni 2016 Mario García Torres’ Ausstellung bei TBA21 – Augarten eröffnet. Aus ihrem ursprünglichen Kontext losgelöst und hybridisiert entfalten sich die gezeigten Arbeiten als eine Sammlung von Erzählungen und künstlerischen Experimenten, als "Geschichten der Ankunft", in die sich die Green light TeilnehmerInnen einschreiben können. Die Arbeiten erforschen Vorstellungen von Zeugnis und die Bedeutung des Übersetzens. und eröffnen gleichzeitig neue Lesarten. Das Konzept ist lose durch zwei narrative Momente gekennzeichnet; die Ankunft und die Rückkehr.
 
Tarek Atoui
22.–23. April 2016

Intervention
12–17 Uhr
 
Tarek Atoui ist ein libanesischer Künstler, Komponist und Musiker, der auf elektonisch-akustische Musik und Sound Art spezialisiert ist. Entsprechend Atouis kollektiver Herangehensweise an Performance, Komposition und Improvisation, sammeln die Green light Teilnehmer bei diesem zweitägigen Workshop Aufnahmen – Instrumente, Gespräche, Gesang, die Stadt, und viele andere Geräusche –, um eine kollektive akustische Erfahrung zu komponieren. Die Konstitution von Gemeinschaften, räumlichen Kompositionen und vielfältige Arten des Hörens erforschend, schält dieses kollektive Archiv Transformationen heraus, die in akustischen Begegnungen, gemeinsamen Zuhören und Konversationen über Musik stecken. Der Workshop schließt mit einer öffentlichen Präsentation und Sound Performance am Sonntag, den 24. April ab.
 
Tarek Atoui wurde 1980 in Beirut geboren, studierte zeitgenössische und elektronische Musik in Reims und lebt in Paris. Performances fanden unter anderem im ZKM (2016), dOCUMENTA13 (2012), New Museum, New York (2010) und der Sharjah Biennial (2009) statt.  
 
The Silent University-Orientation Module
7.–8. Mai 2016
12–17 Uhr


The Silent University ist eine von dem Künstler Ahmet Ögüt gegründete, eigenständige Plattform für Wissensaustausch von und für Flüchtlinge, AsylbewerberInnen und MigrantInnen, die eine Berufstätigkeit oder akademische Ausbildung in ihren Heimatländern ausgeübt haben und aufgrund ihres Status (rechtlich und andere) aber nicht in der Lage sind ihre Fähigkeiten in den jeweils neuen Umgebungen anzuwenden. The Silent University zielt darauf ab das Wissen der TeilnehmerInnen zu adressieren und zu reaktivieren und versucht systemisches Versagen offenkundig zu machen. Ziel ist es die Idee der Stille als passiven Zustand zu hinterfragen und das starke Potenzial der Stille durch performative Ansätze, Schreiben und Gruppenreflexion auszutesten.

Durch das Silent University-Orientation Module, das im TBA21–Augarten stattfindet, thematisieren die meist jungen, minderjährigen TeilnehmerInnen des Green light – Shared Learning Programms Bildungsbedingungen und Limitierungen und werden zu aktiven Mitgliedern und Beitragenden des sich ständig formenden und ausweitenden Netzwerks der Silent University. Alternative Lernplattformen und Initiativen, die als Werkzeuge für die Navigation und als Basis einer Auseinandersetzung mit potentiellen Zukunftsmodellen der Bildung in Österreich dienen, wird ein Raum der Handlungsfähigkeit innerhalb der restriktiven rechtlichen Beschaffenheit Europas geschaffen.

Displaced
Wöchentlich, fortlaufend

Seminar

Einmal pro Woche werden über die gesamte Dauer von Green light – Shared Learning hinweg ArchitekturstudentInnen mit jungen Flüchtlingen (PROSA SchülerInnen) in 1:1 Teams zusammenarbeiten. Die dabei auftretende, unmittelbare physische Überschneidung/Interaktion offenbart und hinterfragt (unsichtbare) Grenzen, wie sie in Bildungseinrichtungen wie Universitäten oder zeitgenössischen Kunstinstitutionen auftreten. Flüchtlinge, die an der Produktion der Green lights mitwirken, junge AsylwerberInnen von PROSA, StudentInnen, LehrerInnen, BersucherInnen und Teammitglieder von TBA21 bilden zufällige, heterogene Gemeinschaften, die durch projektbezogenes und prozessorientiertes Handeln verbunden sind, dabei miteinander kommunizieren, Dinge ausverhandeln und voneinander lernen. Displaced besteht aus dem Institut für Architektur und Urbane Raumplanung sowie dem Kunstinstitut der Technischen Universität Wien.
 
Geschichte(n) der Migration
Fortlaufend, wöchentlich

Seminar

Eine Lehrveranstaltung des Instituts für Social Design der Universität für angewandte Kunst zu Geschichte(n) der Migration aus und nach Europa sowie innerhalb europäischer Länder wird als offene Lese- und Diskussionsgruppe (im Sinne der „Volksbildung“) aufgezogen. Menschen mit Fluchterfahrung in der eigenen oder auch familiären Lebensgeschichte (2., 3., 4. Generation) kommen dort mit ihren „mobilen Geschichten“  als ExpertInnen zu Wort. Geteiltes Wissen entsteht hier auch durch eine babylonisch kollaborative Übersetzung und Übertragung.

Johannes Porsch
What Acts Upon Us When We Are Acting

Wöchentlich an Freitagen, fortlaufend. BesucherInnen sind willkommen.
Intervention

What Acts Upon Us When We Are Acting? ist Theater ohne Theater: Wir handeln nicht im Theater oder auf einer Bühne, spielen keine Charaktere oder Rollen innerhalb eines vorgegebenen Handlungsstranges, sondern wir handeln außerhalb des Theaters und um es herum. Ohne die Anleitung einer Geschichte arbeiten wir mit den Mitteln, die uns zu Hand stehen, gegebenen Situationen und Umständen: Wir setzen uns mit einem Geschehen auseinander, das das theatralische Handeln entrückt und in die Vertrautheit des alltäglichen Lebens ausdehnt. Dabei unterbricht es die Vertrautheit des Alltäglichen.
Johannes Porsch ist ein in Wien lebender Künstler, Kurator und Architekt. Er unterrichtet an der Universität für Angewandte Kunst. Seine Arbeiten beschäftigen sich meist mit Narrativen und Prozessen von Mediation zwischen Text, Bild, Sprache und Raum.