Erick Beltrán
Hephaestus’s Dream, 2015


Die geometrische Form der Installation Hephaestus’s Dream („Hephaistos’ Traum“) unterliegt ständiger Veränderung. Ihre unterschiedlichen Gestalten geben eine Reihe von Bildern und Symbolen wieder, die in ihrer Gesamtheit eine Genealogie der zeitgenössischen Kultur im Zeitalter der Seltenen Erden darstellen. Erick Beltrán hat es sich zum Ziel gemacht, eine Ikonologie von Materie selbst – von der klassisch-mythischen Periode bis zu Wissenschaft und Konsum der Gegenwart – zu erarbeiten. Diese Reise steht im Zeichen des Hephaistos, des griechischen Gottes des Feuers, der Schmiede und der Metallarbeit. Als göttlicher Kunstschmied schuf er die Waffen und die magische Ausrüstung der Götter des Olymps: von Hermes’ Flügelhelm und Sandalen über das goldene Ziegenfell Aigis, Aphrodites berühmten Hüftgürtel, Agamemnons Zepter, die Waffen des Achill, die bronzene Keule des Herakles, den Streitwagen des Helios, die Schulter des Pelops bis hin zu Eros’ Pfeil und Bogen. Hephaistos baute außerdem einen speziellen Automaten aus Metall, der für ihn arbeiten sollte. Ausgehend von diesen mythischen Ikonen steckt Beltrán einen Kurs bis in die Gegenwart ab: Die Sandalen des Hermes (des Nachrichtenüberbringers) bilden den Beginn einer Reihe von Bildern, die mit einem Telefon und einem Keyboard enden. Helios’ Streitwagen wird zum Panzer; der metallene Automat stellt den Anfang der Robotertechnik dar. Das Kunstwerk gleicht einem Orakel, einer expansiven kulturellen und historischen Kosmologie. 
Hephaestus’ Dream wurde von TBA21 im Rahmen der Ausstellung Rare Earth in TBA21-Augarten beauftragt und produziert.

Erick Beltrán wurde 1974 in Mexiko- Stadt geboren und lebt und arbeitet in Barcelona. Beltráns künstlerische Praxis kann als fortlaufende Recherchearbeit und Reflexion über die strukturellen Mechanismen von Wissenssystemen verstanden werden. In seinen beinahe obsessiven Diagrammen und Displays fächert Beltrán die unterschiedlichen Kräfte auf, die unsere Sicht der Welt formen. Er artikuliert die Art und Weise, wie Bilder und Systeme, die politische, ökonomische und kulturelle Diskurse determinieren, definiert, gewertet und klassifiziert werden. Sein Interesse gilt dabei speziell den zugrunde liegenden Machtverhältnissen.
Beltrán erhielt seinen BFA in Bildender Kunst an der Escuela Nacional de Artes Plásticas, UNAM, Mexiko-Stadt (1993– 1997) und war Artist in Residence an der Rijksakademie Van Beeldende Kunsten, Amsterdam (2002–2004). Zu seinen jüngsten Ausstellungen zählen Atlas Eidolon, Museo Rufino Tamayo, Mexiko-Stadt (2014), O Problema da Casca de Laranja, Galeria Luisa Strina, São Paulo (2013), The Unfathomable Part. La Part Abyssale, Centre d’Art Contemporarain la Synagogue du Delme, Metz (2012), The World Explained, Troppen Museum, Amsterdam (2011).